Review 

Pokémon Legenden: Z-A [REVIEW]

Lumiose war schon immer ein besonderer Ort im Pokémon-Universum – geschäftig, chaotisch, ein bisschen eitel, aber voller Herz. Pokémon Legenden: Z-A fängt genau dieses Gefühl ein und macht die Stadt selbst zum eigentlichen Hauptcharakter. Wo frühere Spiele uns ständig von Ort zu Ort schickten, zwingt uns Z-A, an einem einzigen Ort zu verweilen – und das ist sein größter Triumph.

Die Menschen, die in Lumiose geblieben sind, nachdem die Ereignisse aus X und Y ihre Spuren hinterlassen haben, wirken gebrochener, aber auch menschlicher als die üblichen Nebenfiguren der Serie. Viele sind geblieben, weil sie nichts anderes mehr haben – und gerade das macht sie so greifbar. Man spürt beim Spielen richtig, wie sie versuchen, aus den Trümmern etwas Neues aufzubauen. Zwischen Streamerinnen, Stadtwächtern und zwielichtigen Geschäftsleuten entsteht eine Gemeinschaft, die man im Laufe der Geschichte wirklich ins Herz schließt.
Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst in einer Großstadt lebe, aber Z-A trifft erstaunlich gut diesen Nerv zwischen Hoffnung und Überforderung, den das Stadtleben oft mit sich bringt. Wenn man sieht, wie völlig unterschiedliche Menschen – und ihre Pokémon – zusammenarbeiten, um ihre Heimat zu schützen, schwingt da eine Authentizität mit, die man von dieser Reihe lange nicht mehr gespürt hat. Pokémon war schon immer ein Spiel über Freundschaft; Z-A zeigt, dass daraus auch Gemeinschaft wachsen kann.

Ein Kampfsystem mit Wumms

Die größte Überraschung ist das neue Echtzeit-Kampfsystem. Kein stures Abwarten mehr, bis der Gegner zieht – stattdessen läuft alles gleichzeitig. Man gibt Kommandos, weicht aus, reagiert im Sekundentakt. Anfangs war ich skeptisch, ob das zur DNA der Reihe passt, aber nach ein paar Stunden war ich restlos überzeugt. Es ist fordernd, dynamisch und sorgt dafür, dass man seine Pokémon noch besser kennenlernt.


Besonders die Kämpfe gegen die sogenannten „Rogue Megas“ – übermächtige, unkontrollierte Mega-Pokémon – sind Highlights. Diese Schlachten fühlen sich eher nach Bossfights aus einem Action-RPG an: Ausweichen, Position halten, den richtigen Moment für die Mega-Evolution abpassen. Dass man diese Transformation nun mehrmals pro Kampf einsetzen kann, sorgt für eine ganz neue taktische Tiefe. Gleichzeitig schränkt die starke Fokussierung auf Mega-Pokémon aber die Teamauswahl ein – wer keinen Mega-Stein tragen kann, wird schnell abgehängt.

Form über Freiheit

Nicht alle neuen Mega-Designs treffen ins Schwarze. Manche sind schlicht großartig (Mega-Hawlucha ist pures Wrestling-Gold), andere eher… gewöhnungsbedürftig. Trotzdem: Die Liebe zum Detail, mit der Game Freak diese Varianten eingebaut hat, ist spürbar. Und selbst wenn man sich anfangs über die seltsamen Proportionen eines Mega-Starmie wundert, schätzt man spätestens im Kampf, wie stark sich die Bewegungen und Attacken anfühlen.

Lumiose als Bühne

Z-A verzichtet auf weite offene Landschaften – und das ist gut so. Die Stadt ist kompakt, lebendig und voll kleiner Geschichten. Ob man an Straßenecken skurrile Dialoge aufschnappt, Nebenquests erledigt oder einfach mit seinem Partner-Pokémon durch die Gassen streift: Lumiose fühlt sich zum ersten Mal wirklich bewohnt an. Die grafische Qualität schwankt, ja – einige Gebäude wirken eher wie Kulissen – aber auf der Switch 2 läuft alles erstaunlich flüssig. Nach dem technisch holprigen Karmesin & Purpur ist das fast schon ein Wunder.

Z-A Royale und Fortschritt mit Bremsspuren

Das Z-A Royale, ein Rangturnier statt der klassischen Arenaleiter, ist eine spannende Idee, die anfangs motiviert: Kämpfe bei Nacht, steige von Rang Z bis A auf, verdiene Punkte und verbessere deinen Ruf. Leider zieht das System im letzten Drittel deutlich an Tempo an – teils überspringt die Story gleich mehrere Ränge, wodurch der eigentlich reizvolle Aufstieg plötzlich bedeutungslos wirkt. Da verschenkt das Spiel einiges an Potenzial.

Fazit: Mut zur Veränderung

Pokémon Legenden: Z-A ist kein perfektes Spiel, aber eines mit echtem Mut. Es wagt, Strukturen aufzubrechen, die seit Jahrzehnten festgefahren sind. Es zwingt die Serie, innezuhalten, auf ihre Welt zu schauen und zu fragen: „Was kommt nach dem Abenteuer?“
Vielleicht funktioniert nicht alles – das neue Kampfsystem polarisiert, und die Mega-Fokussierung wird sicher diskutiert werden. Aber in seinem Kern ist Z-A ein Spiel über Neuanfang, Zusammenhalt und die Hoffnung, dass Veränderung gut tun kann – für eine Stadt, ein Team und eine ganze Serie. (mf)


Pro:

  • Emotional stark erzählte Geschichte über Zusammenhalt
  • Echtzeit-Kampfsystem mit Tiefgang
  • Lumiose City wirkt lebendig und glaubwürdig

Contra:

  • Mega-Evolution schränkt Teamvielfalt ein
  • Z-A Royale verliert im Verlauf an Bedeutung
  • Einige visuelle Schwächen

Plattformen: Nintendo Switch, Switch 2
Spielzeit: ca. 30 Stunden bis zu den Credits

Wertung: ★★★★☆ (4 / 5) – Ein mutiger Neuanfang für die Reihe

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